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Telematik im Zeitalter vernetzter Fahrzeuge – Welche Rolle spielen OEMs in Zukunft?

Die Automobilwirtschaft befindet sich aktuell inmitten tiefgreifender Umwälzungen. Zum einen werden Verbrennungsmotoren durch elektrische Antriebe abgelöst, zum anderen gewinnen vernetzte Fahrzeuge (Connected Cars) immer mehr an Bedeutung.

Geotab

Von Geotab

16. Juli 2024

•

Lesedauer: 3 Minuten

Vernetzte Fahrzeuge im Straßenverkehr

Auf beiden Gebieten gelten die europäischen Hersteller nicht unbedingt als Pioniere. Sie hinken dem internationalen Markt hinterher, wenn es darum geht, neue datenbasierte Geschäftsmodelle zu implementieren, die über den Verkauf des physischen Fahrzeugs hinausgehen. 

 

Eigentlich müsste jeder Autokonzern heute auch ein Software-Unternehmen sein – eine solche Neuausrichtung ist natürlich alles andere als einfach und braucht Zeit. Einige Unternehmen setzen daher auf die Kooperation mit Partnern. Andere wollen den wertvollen Datenschatz nicht aus der Hand geben und setzen alles auf den Aufbau eigener Systeme. Wir bei Geotab fragen uns, welche Rolle werden Telematiklösungen externer Anbieter in diesem Marktumfeld zukünftig spielen? 

Dazu haben wir mit Christoph Ludewig, Vice President, Europe OEM bei Geotab, gesprochen: 

Was bewegt die Branche aktuell, was sind die größten Trends?

Christoph Ludewig: „Wir beobachten eine Transformation der Geschäftsmodelle. Früher haben Autohersteller Autos an den Großhandel verkauft. Das war ein vergleichsweise einfaches, lineares Geschäftsmodell mit einem analogen Produkt. Inzwischen ist der Markt um einiges komplexer geworden. Leasing wird immer wichtiger und die großen Autokonzerne betreiben sogar eigene Banken. In Zukunft könnten Abo-Modelle ebenfalls ein ernstzunehmender Faktor werden. Gleichzeitig spielen Digitalisierung und Vernetzung eine große Rolle. Bei digitalen Services liegt der Fokus seit der Cloudifizierung auf wiederkehrenden Umsätzen (Recurring Revenues). Nun wollen auch OEMs in das neue Vertriebsmodell einsteigen und ihren Kunden bestimmte Funktionen als Service anbieten, wodurch sich auch neue Geschäftschancen ergeben.

Die Hersteller stehen vor der Herausforderung, sich auf diese neue Welt vorzubereiten und gleichzeitig ihre bestehenden Fahrzeugmodelle zu verkaufen, um die Transformation zu finanzieren. Einen der wichtigsten Aspekte bei dieser Transformation stellt Datenkompetenz dar. Denn mit den Daten aus vernetzten Fahrzeugen sitzen die OEMs auf einem enormen Asset, dass sie möglichst gewinnbringend nutzen und darauf basierende neue Services entwickeln möchten.“ 

Welche Rolle spielen Telematik und darauf spezialisierte Anbieter wie Geotab in der neuen Mobilitätswelt noch? Braucht ein Connected Car überhaupt noch Telematik?

Christoph Ludewig: „Ja, auf jeden Fall. Wenn wir uns einmal in Flottenkunden hinein versetzen, wird auch ziemlich schnell klar, warum: Wir tendieren dazu, die neuen Entwicklungen auf dem Gebiet der vernetzten Fahrzeuge zunächst aus der Perspektive des Privatanwenders zu betrachten. Dabei geht es dann vor allem um Anwendungen und Komfort im Fahrzeug – seien es neue Unterhaltungsmöglichkeiten, verbesserte Navigation oder sogar automatische Bezahlfunktionen. 

Kommerzielle Nutzer, Flottenbetreiber und -manager haben hingegen einen anderen Blick auf die Sache. Sie sitzen selbst gar nicht im Fahrzeug, sondern in der Unternehmenszentrale. Sie interessiert vor allem der Datenfluss von den einzelnen Fahrzeugen in die Zentrale. ‚Telematik‘ – zusammengesetzt aus Telekommunikation und Informatik – beschreibt letztlich nichts anderes als diese Datenübertragung, Aggregation und Aufbereitung. 

 

Im kommerziellen Bereich wird es dafür auch weiterhin spezialisierte Anbieter geben, da die Vernetzung der Connected Cars sich auf das Erlebnis im Fahrzeug konzentriert. Datenübertragung zu externen Analysen ist eher ein sekundärer Faktor. OEMs versuchen zwar auch proprietäre Systeme zu etablieren. Damit gehen allerdings zwei Probleme einher: Erstens: Datenanalyse ist noch keine Kernkompetenz der Autohersteller. Und Zweitens: Gemischte Flotten aus mehreren Marken bekommen damit Probleme. Deren Manager möchten Daten aller Hersteller in einer einheitlichen Plattform sehen. Flottenkunden nutzen durchaus auch ihre Marktmacht, um gegen proprietäre Systeme Stellung zu beziehen.“

Was bietet Geotab in diesem Kontext konkret an und wie profitieren Kunden davon? 

Christoph Ludewig: „Unsere Kernkompetenz liegt im Bereich der Datenaggregation, -Analyse und -Präsentation. Wir stellen eine zentrale Plattform zur Verfügung, auf der Flottenkunden alle Informationen zu allen Fahrzeugen finden. 

Kommerzielle Fuhrparks können aus sehr vielen verschiedenen Fahrzeugen bestehen sowie unterschiedliche Marken und Baujahre umfassen. Neuere Fahrzeuge haben in der Regel bereits werkseitig ein OEM-Telematikgerät verbaut, während bei älteren Modellen oft noch eines – beispielsweise unser GO-Gerät – nachgerüstet wird. Wenn wir es mit einer solchen, unter Telematikgesichtspunkten heterogenen Flotte zu tun haben, besteht für uns die Herausforderung zunächst darin, die Daten der verschiedenen Quellen zusammenzuführen. 

 

Im Rahmen von Partnerschaften mit den OEMs wie Stellantis, Ford, BMW, Mercedes und Renault existieren dafür Programmierschnittstellen (Application Programming Interface; API) über die die Daten vom System des Herstellers zur Geotab-Plattform übertragen werden. Dabei müssen unter anderem Formate umgewandelt und angeglichen werden. 

So erhalten Kunden schließlich ein einheitliches Frontend für alle Marken. Die Nutzung von werkseitig verbauten OEM-Telematikgeräten hat für sie den Vorteil, dass es keine Standzeiten und zusätzlichen Kosten aufgrund von Nachrüstung gibt.“ 

Was haben die Hersteller davon? Wäre es für sie nicht naheliegender, auf proprietäre Systeme zu setzen? 

Christoph Ludewig: „Ansätze für eigene Plattformen der OEMs gibt es tatsächlich und einige Hersteller bieten entsprechende Portale an. Für kleinere Kunden, die exklusiv eine dieser Marken nutzen, kann das auch durchaus interessant sein. In großen Flotten mit verschiedenen Marken im Fuhrpark ist dieses Konzept allerdings kaum praktikabel. Die Manager müssten dann schließlich mit mehreren verschiedenen Frontends arbeiten und Daten selbst extrahieren und aggregieren – also genau den Aufwand betreiben, den wir heute mit modernen und vereinheitlichten digitalen Lösungen beseitigen wollen. 

Öffnen sich Hersteller nicht für die Kooperation mit externen Dienstleistern, besteht die Gefahr, dass gerade wichtige, große Kunden Alternativen suchen oder Fahrzeuge trotz vorhandener Konnektivität mit eigenen Telematikgeräten nachrüsten. Der letzte Fall bedeutet unnötige Mehrkosten für alle Beteiligten. 

 

Andererseits können OEMs profitieren, wenn sie mit spezialisierten Telematikanbietern kooperieren. Sie erhalten für die bereitgestellten Daten eine Vergütung und es besteht die Möglichkeit, dass die Hersteller selbst wieder auf die aufbereiteten Telematikdaten in anonymisierter Form Zugriff erhalten. Dies ermöglicht beispielsweise tiefergehende Analysen zum Nutzungsverhalten der eigenen Fahrzeuge.“ 

 

Christoph Ludewig legte dar, welche Relevanz Telematik auch im Zeitalter vernetzter Fahrzeuge hat und warum sich für OEMs die Kooperation mit spezialisierten Anbietern lohnt. Weitere Informationen zu diesem Themenkomplex finden Sie auch unter https://www.geotab.com/de/etikett/oem/.  

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